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Erinnerung

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Greta und Helmut saßen in der sanften Umarmung des einbrechenden Abends nebeneinander auf einer alten, knarrenden Holzbank im Stadtgarten. Die Sonnenstrahlen kämpften sich noch durch die Baumkronen und tauchten die Welt in ein warmes, goldenes Licht, während sie langsam ihrem Ende entgegen dämmerte.

Helmut, dessen Haar bereits die Farbe des Silbers angenommen hatte, hielt die zittrige Hand seiner Grete. Sie, mit ihrem sorgfältig geflochtenen weißen Haar, lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sie brauchten keine Worte, ihre Blicke tauschten Geschichten aus, die tief in den Furchen ihrer Gesichter vergraben lagen.

„Erinnerst du dich, wie wir uns hier kennengelernt haben?“, flüsterte Helmut nach einer Weile, sein Blick verloren in der Ferne der Erinnerungen.

„Wie könnte ich das vergessen?“, antwortete Grete mit einem leisen Lachen. „Du warst so schüchtern, und ich wollte dich unbedingt zum Tanzen auffordern.”

“Aber du hast mich gerettet. „Mit dir an meiner Seite fühlte ich mich wie der mutigste Mann der Welt.“ Helmut drückte ihre Hand etwas fester.

Jahrzehnte gemeinsamen Lebens waren wie ein langer, bunter Flickenteppich, der sich nun in den Farben des Sonnenuntergangs widerspiegelte. Sie dachten an ihre Hochzeit, die damals ganz in der Nähe stattfand. Der Tag war voller Lachen und Tanz gewesen, und ihre Liebe hatte sich stark und unzerbrechlich angefühlt.

Die Gedanken glitten weiter zur Ankunft ihrer Kinder, wie ihr Zuhause mit einem Mal lauter und chaotischer, doch unendlich viel herzlicher geworden war. Helmut und Grete hatten hart gearbeitet, jeder auf seine Weise, um ihrer Familie ein gutes Leben zu bieten. Die vielen kleinen Opfer, die sie gebracht hatten, meisterten jede Hürde, die sich in ihrem Leben aufbaute.

Jetzt, in der Stille dieses Abends, wo nur das sanfte Rascheln des Laubes ihre Gedanken unterbrach, war ihnen klar, wie wertvoll diese gemeinsame Zeit gewesen war. Sie hatten die Welt gesehen, Freunde gefunden und verloren, und waren durch Stürme gegangen, die sie nur gemeinsam überstehen konnten.

„Wir haben ein gutes Leben gehabt, nicht wahr?“, murmelte Grete und kuschelte sich näher an Helmut.

“Das Beste, mein Schatz. Mit dir an meiner Seite könnte ich es immer wieder leben“, sagte Helmut und gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf.

Als die Sonne schließlich ihren letzten Strahl über den Horizont sinken ließ, erfüllte eine friedliche Stille die Luft. Helmut und Grete, Hand in Hand, saßen da und ließen die Welt an sich vorüberziehen, begleitet von den süßen Melodien ihrer Erinnerungen. In diesem Moment schien die Zeit stillzustehen und sie durchlebten, jeder für sich, ihr Leben, das sie miteinander geteilt hatten.

Eine Geschichte nach dem Bild einer Schülerin (Leni Frühauf).